Das Erasmus+-EU-Projekt mit dem Projekttitel „Aufbau und Vernetzung von Stadtführungen in Gebärdensprachen“ nähert sich dem Ende. Das zweijährige Projekt sollte ursprünglich schon am 15. September 2017 beginnen, musste aber aus formalen Gründen um knapp zwei Monate auf den 13. November 2017 verschoben werden. Insgesamt hat es in der zweijährigen Laufzeit insgesamt acht Meetings, Tagungen, Stadtbesichtigungen, Museumsbesichtigungen etc. gegeben. Das Projekt endete offiziell am 14. September 2019. Es werden noch weitere Tätigkeiten nach diesem offiziellen Enddatum durchgeführt, bis der gemeinsame Endbericht bis etwa Oktober oder November 2019 an NA-BIBB überreicht werden kann. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und das erfolgreiche Projekt wird in die Geschichte eingehen.
Projektkoordinierung und Projektpartner
Die Projektkoordination dieser strategischen Partnerschaft im Rahmen von Erasmus+ übernahm die Organisation „Netzwerk der Gehörlosen-Stadtverbände e.V.“ mit dem Vorsitzenden und zugleich Projektkoordinator Rudi Sailer. Des Weiteren fungierten Paul Steixner (Wien) und Siegfried Bachmayer (Oberösterreich) als Co-Koordinatoren. Dazu kamen noch die drei Assistentinnen aus Bayern Anika Loidl, Veronika Krylova und Polina Feifert, die dann etwa nach der Hälfte der Projektlaufzeit auf eigenem Wunsch ausschied.
Die Projektpartner setzten sich aus Gehörlosenverbänden drei verschiedener Nationen im deutschsprachigen Alpenraum zusammen. Es waren Verbände aus Österreich, Deutschland und Südtirol (Italien) beteiligt. Diese sind der Kärntner Landesverband der Gehörlosenvereine, der Gehörlosenverband Niederösterreich, der Steirische Landesverband der Gehörlosenvereine (alle Österreich), der Stadtverband der Hörgeschädigten Leipzig e.V. (Deutschland) sowie Ente Nazionale Sordi – Sezione Provinciale di Bolzano (ENS Bozen), zu Deutsch: Gehörlosenverband Südtirol (Italien).
Das Projekt richtete sich sowohl an gehörlose und schwerhörige, sowie hörende Bezugs-Personen mit Gebärdensprachkompetenz. Es hat sich zum Ziel gesetzt, Wissensvermittlung für gehörlose Menschen im Erwachsenenbildungsbereich barrierefrei zu gestalten. Die Vermittlung von kulturellem und geschichtlichem Wissen in Gebärdensprache stellte besonders für gehörlose Teilnehmer*innen, denen der Zugang zu den öffentlichen Medien und damit zu diesen Themenbereichen häufig verbaut ist, eine Bereicherung dar. Die Teilnehmer*innen, die selbst im Vorsitz verschiedener regionaler Gehörlosenverbände sind, konnten ihr gewonnenes Wissen in ihre Regionalverbände weitertragen. Der Aufbau und die Vernetzung von Stadtführungen in Gebärdensprache wurden in der zweijährigen Projektphase im deutschsprachigen Alpenraum durchgeführt. In naher Zukunft soll es eine Möglichkeit geben, dass vermehrt Stadtführungen in Gebärdensprache, der Muttersprache für tauben Menschen, durch gehörlose Stadtführer*innen angeboten werden. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen in drei Ländern sind unterschiedlich, wobei in Österreich die Berufsbezeichnung „Fremdenführer*in“ als geschützter Beruf gilt, während es in Deutschland andere Anforderungen für die Ausbildung zum/zur Stadtführer*in gibt. Dieses Projekt wird für den Austausch unter den drei Ländern genutzt, um gemeinsame Kriterien und Maßstäbe für die Zukunft dieses interessanten Bereiches aufzubauen.
Interessante Meetings, Tagungen, Stadt- und Museumsbesichtigungen
Das erste Meeting wurde in der niederösterreichischen Hauptstadt St. Pölten (Österreich) vom 1. bis 3. Dezember 2017 durchgeführt, wo der Startpunkt gesetzt und über den zukünftigen Ablauf des Projektes beraten wurde. Danach fand das zweite Treffen kurz nach Neujahr vom 4. bis 7. Januar 2018 im thüringischen Ort Eisenach (Deutschland) statt, wo auch gleichzeitig die 15. Fachtagung des Netzwerkes der Gehörlosen-Stadtverbände e.V. (Net-Gest) absolviert wurde. Schließlich tagte das Projekt-Team vom 16. bis 18. März 2019 in einer südösterreichischen Kleinstadt St. Veit an der Glan (Kärnten, Österreich). Danach wurden in der sächsischen Städten Leipzig und Dresden (Deutschland) viele Besichtigungen von 2. bis 3. November 2018 organisiert. Erstmals auf italienischem Boden und zwar in Südtirol, wo mehrheitlich deutsch gesprochen wird, fand eine Zusammenkunft von 8. bis 10. März 2019 statt, wo es in der Hauptstadt von Südtirol, Bozen (Italien) neben Besprechungen auch einige Museums- und die Stadtbesichtigung gab. Einer der wichtigsten Höhepunkte war das Wissensforum im oberbayerischen Freising (Deutschland), wo eine Tagung vom 5. bis 7. April 2019 mit internationalen Gästen zu verschiedenen aktuellen und brisanten Themen wie Klimawandel und Europawahl durchgeführt wurde. An diesem Ort war der freie Journalist Manfred Kasper aus Bonn anwesend, der vor dem Beginn der Tagung eine Pressekonferenz einberief, um einige wichtige Führungskräfte zum Projekt zu interviewen. Der Artikel wurde in der Homepage und im Magazin des NA-BIBB veröffentlicht. Das siebte Meeting wurde in der steirischen Ortschaft Deutschlandsberg (Österreich) von 28. bis 30. Juni 2019 abgehalten.
Anerkennung von NA-BIBB
Die NA-BIBB (Nationale Agentur beim Bundesinstitut für Berufspartner) ist organisatorischer Ansprechpartner für die Durchführung der EU-Projekte in der Erwachsenenbildung Erasmus+. Sie verlieh dem Netzwerk der Gehörlosen-Stadtverbände e.V. die Plakette, die deren Bekenntnis für Europa sichtbar macht. Das Schreiben für die Anerkennung vom NA-BIBB stammt vom 17. April 2019 aus Bonn. Der Brief ist in der Homepage des eb-gs.eu in der Rubrik „Pressemitteilungen“ zu sehen.
Abschlussmeeting in Salzburg
Das Abschlussmeeting und zugleich das achte Treffen fand in Salzburg (Österreich) vom 30. August bis 1. September 2019 im Salzburger Gehörlosen-Kulturzentrum statt. Der Verband der Gehörlosenvereine im Lande Salzburg unter dem Verbandsleiter Gergö Toth und seinem Stellvertreter Michael Schorn, stellte dem Projekt eb-gs.eu den Saal dankenswerterweise zur Verfügung. Sie waren auch an der Sitzung beteiligt und verfolgten interessiert die Berichte und Diskussionen unter der Leitung des Projektkoordinators Rudi Sailer.
An diesem Meeting wurde über den Projektabschluss berichtet, welche Aufgaben erledigt wurden, und welche Aufgabenbereiche noch zu bearbeiten sind. Am Freitag und Samstag wurde die Sitzung im Gehörlosen-Kulturzentrum weitergeführt. Dort wurden auch Filmaufnahmen im Studio des Gehörlosenzentrums gedreht. Die gebärdensprachlichen Videos behandeln Kernthemen des Projekts wie Europa und die Europäische Union. Außerdem wurden Videoclips mit virtuellen Stadtführungen im Alpenraum produziert. Diese werden zum Abschluss des Projekts auf der Homepage eb-gs.eu veröffentlicht.
Des Weiteren fand die Fortsetzung am Sonntagvormittag im Kolpinghaus Salzburg statt, wo die Teilnehmenden für zwei Nächte untergebracht waren. Dort wurden noch die letzten Vorbereitungen besprochen, da alle Projektpartner weitere Videos über bestimmte besprochene Themen produzieren werden, die dann ebenfalls nach den Videobearbeitungen auf der Homepage zu sehen sind.
Bekanntmachung des eb-gs.eu und ein neues Projekt
Das Projekt „Aufbau und Vernetzung der Stadtführungen in Gebärdensprachen“ endet zwar nach zweijähriger Laufzeit, jedoch beabsichtigen der Projektkoordinator und die Projektpartner, die bereits abgearbeiteten Aufgaben und besprochenen Themen der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Vor allem sollen die Gehörlosengemeinschaft und Gehörlosenverbände darauf aufmerksam gemacht werden, dass sie dieses Thema weiterverfolgen können. Die Homepage www.eb-gs.eu wird noch für einige Jahre präsent sein, um die Erwachsenenbildungslandschaft für taube Menschen nachhaltig zu erweitern.
Eine weitere positive Nachricht: Der Projektkoordinator Rudi Sailer hat immer noch nicht genug und hat immer noch glühende Ideen für neue Projekte. Für ihn ist es wieder einmal ein Erfolg, dass ein neues Projekt von NA-BIBB bewilligt wurde. Das Projekt „Erwachsenenbildung in Städten und Regionen“ wird ab Dezember 2019 beginnen und die Laufzeit beträgt wieder zwei Jahre. Das Ziel ist es, ein Bildungskonzept für gehörlose Erwachsene auszuarbeiten, das nachhaltig innerhalb der kooperierenden mitteleuropäischen Institutionen und zukünftig in einem noch breiteren Ausmaße anwendbar sein wird. Die nunmehrigen Projektpartner aus vier Nationen sind: Österreichischer Gehörlosenbund (Österreich), Krajske centrum nepocujucich ANEPS Zilina (Slowakei), Doof & Jong Vlaanderen vzw (Belgien), Gehörlosenverein Ingolstadt und Umgebung mit Sportabteilung e.V. (Deutschland) sowie der Projektkoordinator Netzwerk der Gehörlosen-Stadtverbände e.V.
Bericht und Fotos: Paul Steixner